Das Versprechen einer Rendite von 10,5% ließ schon in den 90er Jahren viele Anleger jegliche Vorsicht vergessen. Zumal, wenn das Angebot von einer vertrauten Person unterbreitet wird. Der ehemalige Oberst der Strategischen Aufklärung der NVA (Nationale Volksarmee), hatte ja schließlich nie mit der Stasi zu tun. Freunde und Verwandte des ehemaligen Offiziers kannten ihn als einen, der nach der Wende wieder auf die Füße gefallen war. Mit dem Verkauf von Finanzdienstleistungen und Versicherungen nutzte er seine manipulativen Fähigkeiten, um auf der Welle des Erfolgs dieser Zeit alle Vorteile des neuen gesellschaftlichen Systems zu seinen Gunsten zu nutzen. Allerdings reichte ihm das nicht aus. Gier war schon immer ein Motiv. Sowohl für den Täter, als auch für die Opfer. Er begann, Anlageprodukte mit abenteuerlichen Renditeversprechen an die Leute zu verkaufen, die ihm bisher rückhaltlos vertrauten. Wie das bei derartigen Modellen so ist, mussten die Neuanlagesummen die Ausschüttung der versprochenen Gewinne finanzieren. Das geht natürlich nur bis zu einer gewissen Grenze. Diese lag bei ca. 800.000 EURO. Nachdem sich unser Oberst selbst wegen Betruges anzeigte, wundert es nicht, dass sich die Verwandten und Freunde als Opfer von ihm abwandten.
Die Staatsanwaltschaft Berlin brauchte fast fünf Jahre für eine Anklageerhebung. Urteil: 2 Jahre auf Bewährung. Was aus den 800.000 EURO geworden ist, konnte nicht ermittelt werden. Und unser Oberst schweigt. Ob nun seine Erfahrungen bei der strategischen Aufklärung oder ganz andere Aufgaben der Vergangenheit für dieses geheimnisvoll anmutende Verhalten verantwortlich sind, werden wir nicht wissen. Selbst die Vermutung, dass mit diesem Geld ehemalige NVA-Soldaten im Knast unterstützt wurden, wird die Opfer nicht versöhnen.
Was für ein Leben – über die längste Zeit seines Arbeitslebens breitet er Schweigen, zerstört mit Gier und Tücke seinen Neuanfang und endet als einsamer Rentner.